13: LYRIK V
ABWEGIG
Nicht jedes steilstück ertragen bis ins abwegige an aufopferung bevor schweiß zu blut gerinnt sei dein eigener träger beim entschultern alles machbare ist zu meiden wenn zweifel umlächelt wird
VOR ALLER EMPFÄNGNIS
Vom himmel verschont enden kein pferdefuß kommt mich holen und nirgendwo engelsgesichter ums leben wird es mir leid tun bin immer gerne aufgewacht über vergänglichkeit zu spotten unsterblich leichtfertig heimwärts geht es ohne gnade beruhigend vertraut ins ewige vor aller empfängnis zeit
NICHT GLAUBEN MÜSSEN
Diese tiefe scheint leer sediment nur und undurchsichtigkeit aufgewühlt vom gründeln doch spare kein lot strecke ins lichtlose die fühler jeden grund zu tasten ich will die welt wissen den zauber verstehen kein wunder glauben müssen
VON OBEN HERAB
Von oben herab versetzte berge im eifer losgetreten um zur menschheit zu bersten vision und mission über sich selbst verzückt beim blick in klares wasser wann warst du je im tal am boden der welt wo uns sisyphus trümmer kehrt?
ABSCHIED
Liebenswerte ordnen die ewig geritzten schwüre aus ihren kerben lösen keinen frühling an herbstrinde suchen wie reine wahrheit altgewordenes entkorken
HUTGELD
Ein seiltanz erfahrung zwischen pirouette und fall entfesselnd verstrickt so sehr du aufmerksamkeit jonglierst nummer an nummer zum nervenkitzel empor es wirft dich zurück für applaus verrenkt kopf und kragen überschlagen mit hutgeld abgespeist
WUNDERBAR VERWUNDBAR
Selbstbild bleiben wunderbar verwundbar sich immer wieder neu finden hinter getönten scheiben keiner flucht wohin folgen in asselritzen kriechen oder moder dein sehnen nach schleier und schattenseiten trag es unverneigten hauptes ans licht
DON QUIJOTE
Anfällig für einfaches auch trugbilder genießen von deren schwindel liebkosen lasssen im fadenschein der furcht ein gehen und kommen dieses nichtbleibenwollen dein vergeltender zwang nach vergebung weil du nicht anders bist so wie jeder auch gerüstet kannst du niemandem fremd sein
ZUM WENDEPUNKT
Im wandel bleiben stillständig häuten bis zum wendepunkt unbehagen abstreifen sich selbst im schilde führen in beharrlichkeit gerüstet sein standbein entwurzeln zur sprungfeder lockern
ENDSIEG
Große welt sollst du schultern mit blähbrust trommeln und töne lauthals spucken auf dich wird gesetzt teuerste hoffnung dem sieg ans ende zieh selbstlos dorthin wage nie zu enttäuschen spiel den held
LANDGANG
Zum landgang anlegen in streifzügen über das ufer atmen und behutsam bleiben fremde werte würdigen von innen her heimisch fühlen berührt sein ohne zu tasten bei anstand sein nicht ureigenes enteignen reife begreifen
UNSERE SPANNE
Spurlos zur vergänglichkeit kaum mehr leben als bleibt und nirgendwie auferstehung der tod ist die wiege bestimmung und ursprung danach wie davor in gottloser ahnung unsere spanne ist licht sinnlichkeit ohne sinn die einzige möglichkeit liebe zu verschwenden
AUS GUTEM GRUND
Aus gutem grund schweben über tragweiten hinweg mit anstand abstand nehmen von allgemeinsein und bodensatz der unkenntlichkeit gesicht geben abheben wie hervortreten den ersten schritt tun in vielleicht letzter sekunde wagen über vielerlei schatten springen
NEBENANGESCHREI
Von nebenangeschrei bewegt entsilbt sich das schweigen möchte durch wände fahren gehitzte worte schmettern bis jedes stockwerk zittert hellhörig sind geheimnisse in ahnungsloser gewissheit uneigen jedermanns lärm der seelenruh beraubt und antwehrlos wo immer es aufbebt sind neue fragen überfluss
SPURTREU
Ein leben entlang jahre zueinander wandern spurtreu biegung sein wem auch immer nie blauäugig folgen
FINGERKREUZ
Kein fingerkreuz in der hinterhand verhandelbar bleiben für neues sich nie im schwur verlieren an gedenktafeln nicht abspeisen lassen mit rührsal und namenslist dem steinigen brot der erinnerung sei redlich angewidert von guter alter zeit