08: APHORISMEN
APHORISMEN (I-III)
HEBELGESETZ Wer den Dingen Kraft geben will, darf kein Unding hebeln. LORBEER Der Widerspruch des Erfolges spiegelt sich in Lobreden. GIFT UND GALLE Neid hat die vortreffliche Eigenschaft, den mit Galle zu strafen, der Gift versprüht.
APHORISMEN (IV-VI)
MENSCHWERDUNG Schon als Mensch geboren zu werden, würde die Mühe vereiteln, nach dem Menschsein zu streben. SCHWERHÖRIG Für Zwischentöne ist mancher Gehörgang ein Labyrinth. WIDERHALL Schadenfreude ist das Echo der Selbstüberschätzung.
APHORISMEN (VII-IX)
ANTEILNAHME Mitleid und Trauer vermenschlichen uns nur in dem Maße, in dem wir auch Abstand halten. HYPOTHESE VON GOTT Gott ist eine schlechte Hypothese, weil man sie höchstens tot überprüfen kann. ZANKAPFEL Jeder Streit ist der Unfriede im eigenen Kern.
APHORISMEN (X-XII)
EHRGEIZ Ehrgeiz eitert aus dem Handlauf steiler Treppen. SPANNUNGSFELD Es ist der Menschen Spannungsfeld, das die Welt zusammenhält. LIEBE UND LEIDENSCHAFT Lieben heißt, Leidenschaft beherrschen.
APHORISMEN (XIII-XV)
NACHRICHTEN Die neuesten Nachrichten sind oft so frisch wie unreif. SCHLUPFLOCH In den Zwiespalt zwängt uns Streben, zwingend vorwärts durch das Leben. PARADOXON Die Freiheit des Individiums gelingt erst in Solidarität.
APHORISMEN (XVI-XVIII)
KUNST Kunst entfaltet sich nie ohne Wertschätzung. ABGEHOBEN Gedankenkraft lasst keinen schweben, nur Leute mit Flugangst schwitzen. ERMUTIGUNG Seit Wünsche zerbrechen, keimt Hoffnung.
APHORISMEN (IXX-XXI)
RENTENFORMEL Wer seine Lebenserwartung durch eine Funktion definiert, bei der Zeit Geld ist, kann sich ausrechnen, tot am reichsten zu sein. TROTZPHASE Die Trotzphase des Kindes spiegelt die Macht der Eltern. SEELE Seele ist das Zwiegespräch zwischen Bauch und Kopf.
APHORISMEN (XXII-XXIV)
GANZ ODER GARNICHT Etwas entweder ganz oder garnicht zu machen, ist das Dilemma zwischen Neurose und Depression. TAGWERK Unreife ist das Saatgut der Jugend, Reife die Ernte im Alter. WORTSCHEU Gebranntes Wort scheut den Geist.
APHORISMEN (XXV-XXVII)
GIER Den Wert des Geldes bestimmt unsere Gier. WEGWEISER Gehe in dich, statt fort. BERGESHÖH Berge sind zwar hoch, aber unentschlossen.
APHORISMEN (XXVIII-XXX)
WORTBRUCH Wortbruch schafft sprachlose Silben. ABGÖTTISCH Welch Gott, der Sündchen mit uns spielt? SCHILDKRÖTEN Gepanzerte Dinge führen wir oft nur wegen der Kröten im Schild.
APHORISMEN (XXXI-XXXIII)
FERNWEH Fernweh macht unser Genießen schwer. POESIE Poesie ist die liebende Seite der Fantasie. FEHLER Erst Fehler formen uns menschlich.
APHORISMEN (XXXIV-XXXVI)
GLAUBE Glaube versetzt keine Berge, er lässt sie nur an anderer Stelle vermuten. UNACHTSAMKEIT Unachtsamkeit ist die schellste Form der Zeitverschwendung. FREUD UND LEID Die Fähigkeit zur Freude bezahlen wir mit Leid.
APHORISMEN (XXXVII-IXL)
SEHNSUCHT Sehnsucht ist oft die Furcht vor Umarmung. DURCH DICK UND DÜNN Sind es Freunde, die hinter mir stehen, oder nur Leute, die mich nach vorne schieben? EICHSTRICH Was groß ist oder klein, bedeutsam oder allgemein, misst stets am Zweiten sich. Verglichen wird es unterm Strich.
APHORISMEN (XL-XLII)
ANDERSWO Dort, wo ich nicht verstanden werden will, mache ich Urlaub. DAHEIM Heimat ist überall, wo mein Wort Sinn macht. EPPUR SI MUOVE Sollen Köpfe rollen? Zerbrecht sie! Welt zerbrechen? Lasst sie rollen!
APHORISMEN (XLIII-XLV)
SELBSTFINDUNG Wie will sich einer selbst finden, ohne einen, der ihn sucht? ZUFRIEDEN Das Leben ist gut, wie es schlecht scheint. FLUCHTLOS Geborgenheit wäre so dringend, keine Verstecke!
APHORISMEN (XLVI-XLVIII)
MACHTLOS Wie sollen wir Schuld sein am zersplittern der Welt, wenn wir sonst nichts bewegen? CHARAKTER Geld verdirbt nicht den Charakter, es offenbart ihn nur. TIEFE Auch tiefgründig kann ein Mensch sinken.
APHORISMEN (XLIX-LI)
GLAUBE II Glaube ist Genügsamsein mit Gott. GLAUBE III Glaube heißt, auch Veranwortung beichten. GLAUBE IV Glaube ist die Fußfessel der Erkenntnis.
APHORISMEN (LII-LIV)
SPIRITUALITÄT Spiritualität ist die Verklärung ungeklärter Gefühle. ZUM GLÜCK Jeder ist seines Glückes Henker. ERSTE SAHNE Auch die feinste Sahne ist nur aufgeschäumtes Fett.
APHORISMEN (LV-LVII)
SCHATTENSPRUNG Nur in einem lichten Moment kann man über seinen Schatten springen. § 166 STGB Gespenster dürfen Jungfrauen unbefleckt schwängern. VERSPRECHEN Auf was ist Verlass, wenn das Versprochene ein wirkliches Versprechen war?
APHORISMEN (LIII-LX)
SICH FALLEN LASSEN Menschen die sich fallen lassen, offenbaren Vertrauen, solche die sich gehen lassen, Unsicherheit. STOCKSTEIF Wer sich nie eine Blöße gibt, ist immer zugeknöpft. KONSTRUKTIONEN Der Bauplan ist ein Traum, die Montage das Aufwachen.