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LOCHGESICHT
Irgendwann ist es vorbei, ich bleib einfach liegen,
dann gebt euch keine Mühe, mich nochmal wach zu kriegen.
Ich strecke meine Zunge raus, vielleicht der Welt zum Hohn,
schleiche mich – wie ein gemeiner Wicht – meiner Pflicht davon.
Die Kälte legt sich mir ins Bett, lässt meine Träume schwinden,
haucht den letzten Atem aus und so wird man mich finden.
Man steckt mir meine Zunge rein, schminkt mich noch mal schön,
dann heißt es Abschied nehmen. Ich brauch nicht selbst zu gehen.
Ihr Freunde gebt mir zum letzten Mal Geleit.
Ich fürchte, dieser Weg ist kurz und eine Ewigkeit.
Man wirft mir Blumen hinterher und eine Schaufel Sand,
ein feuchter Blick, ein letzter Gruß. Habt ihr mich je gekannt?
Noch ist es nicht zu weit, ich machs ihm nicht bequem,
wenn der Tod mich haben will, dann soll er sich quälen.
Ich spuck ihm in sein Lochgesicht und mach mich schwer beim Tragen,
bevor er mich zu fassen kriegt, muss er sich richtig plagen,
Wenn mich der Tod mal haben will, dann muss er mich erst suchen,
vielleicht beim Wirt und einem Bier, vielleicht beim spöttisch Fluchen,
vielleicht bei einer schönen Maid, die mich gerade liebt
und alles, wirklich alles, für diese Liebe gibt.
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